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Gespräche mit Pferde - spannend, komisch, traurig

Ein Interview von Janneke Krockauer mit Dr. Rosemarie Marquardt - aus "Freizeit im Sattel" 7/2002

Janneke: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit Tieren zu sprechen, und was bedeutet dieses "Sprechen" konkret?

Dr. Rose Marquardt: Ich wollte schon als junges Mädchen alles über Tiere wissen. Ich habe sehr früh angefangen, mich für ihr Verhalten zu interessieren und lernte auf diese Weise zunächst, wie Tiere miteinander "reden": mit ihrer Stimme, ihrem Körper, ihrem Gesichtsausdruck. Durch die Bücher von Henry Blake und Penelope Smith, aber auch durch eigene Erlebnisse und Beobachtungen kam ich allmählich zu der Überzeugung, dass tatsächlich eine Gedankenverbindung zwischen uns und unseren Tieren besteht. 1999 und 2000 nahm ich an Seminaren von Penelope Smith teil, die eine absolute Expertin und Vorreiterin auf diesem Gebiet ist. Bei ihr lernte ich, wie man aus dieser Gedankenverbindung einen Gedankenaustausch, also eine richtige Unterhaltung, entwickelt.

Janneke: Mit welchen Tieren sprechen Sie normalerweise?

R.M.: Den Austausch von Gedanken und Empfindungen habe ich vor allem mit Pferden, seltener mit Hunden und Katzen. Die Leute, die mich anrufen, haben entweder Probleme mit ihren Pferden oder wollen einfach wissen, ob es ihren Tieren gut geht.

Janneke: Was ist es für ein Gefühl, sich mit ihnen zu unterhalten, und sind Sie oft erstaunt über das, was sie Ihnen sagen?

R.M.: Es ist ein Gefühl, als ob du in eine Doku-Soap einsteigst. Anfangs weißt du kaum etwas über den Charakter oder die Vergangenheit der Mitspieler, erst nach und nach lernst du sie kennen, verstehst ihre Beweggründe für das, was sie tun. Manchmal ist es spannend (wenn man zum Beispiel der Ursache für ein Verhalten auf die Spur kommt), manchmal traurig, manchmal urkomisch. Ja, ich bin oft erstaunt über das, was Tiere mir erzählen. Mitunter sieht man es einem Pferd gar nicht an, was in ihm steckt. Hinter einem unscheinbaren Äußeren kann sich eine überragende Intelligenz oder große Güte verbergen. Oft überrascht mich auch die Klarsicht der Tiere: viele kennen ihre Besitzer durch und durch. Neulich erzählte mir ein Hund sogar etwas über ein gesundheitliches Problem seiner Besitzerin, von dem diese gar nichts wusste, das aber, wie sich später herausstellte, tatsächlich existierte. Aber so etwas passiert natürlich nicht alle Tage.

Janneke: Kann man diese Art der Kommunikation lernen oder braucht man dafür ein besonderes Talent? Oder ist es eine Art Magie?

R.M.: Ja, die telepathische Kommunikation kann man erlernen. Voraussetzung ist natürlich, dass du Tiere liebst, sensibel bist und die Fähigkeit hast, völlig abzuschalten und dich zu konzentrieren. An den Tiergesprächen ist nichts Übernatürliches, im Gegenteil, es ist etwas ganz Natürliches. Ich vermute, dass die Gedankenübertragung die älteste Form der Kommunikation ist, die lange existierte, bevor es so etwas wie Sprache gab. Noch heute wird sie von vielen Naturvölkern mit einer Selbstverständlichkeit angewandt wie bei uns die Verständigung über das Telefon. Schamanen setzen sich mittels Telepathie mit wilden Tieren in Verbindung, um zum Beispiel die genaue Wanderroute einer Tierherde ausfindig zu machen. In unserer westlichen Kultur sind diese Kenntnisse leider verloren gegangen. Man sagt allerdings, dass manche Kinder bis zu einem gewissen Alter für Mitteilungen von Tieren empfänglich sind. Da die Erwachsenen ihre Äußerungen aber als reine Phantasie oder Märchen abtun, werden diese Fähigkeiten bald unterdrückt.

Janneke: Wie findet so ein Gespräch statt? Schauen die Tiere Sie dabei an?

R.M.: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Tiergespräch zu führen. Manche Animal Communicators lassen sich von den Tierbesitzern anrufen, besprechen mit ihnen kurz das Problem und treten dann noch am Telefon telepathisch mit dem Tier in Verbindung. Andere Animal Communicators besuchen die Tiere und nehmen vor Ort Kontakt mit ihnen auf. Ich mache, wenn möglich, ebenfalls Hausbesuche und schaue mir erst einmal an, wie die Tiere gehalten werden. Wenn ich aber zu einem sehr schreckhaften Pferd gerufen werde und vor Ort sehe, dass es 23 Stunden lang in einer Box steht, dann lehne ich ein Tiergespräch ab. Stattdessen bitte ich den Tierbesitzer, die Haltung des Pferdes zu ändern. Die telepathische Kommunikation führe ich immer von zu Hause aus durch. Ich stelle die Gedanken-Verbindung zum Tier her - und los geht's mit unserem Frage- und Antwortspiel. Es ist eine Mischung aus Worten und Bildern, die mir von den Tieren vermittelt werden, und ich rede auch nur in Gedanken, also wortlos. Zu einem späteren Zeitpunkt gebe ich alle Informationen an die Tierbesitzer weiter.

Janneke: Klappt es immer mit einem Tier zureden, oder gibt es Tiere, die sich nicht unterhalten wollen?

R.M.: Das ist ganz verschieden. Manche Tiere sind sehr mitteilsam und reden gerne und viel. Andere sind zurückhaltend und wortkarg, oder sie sind verwirrt durch diese neue Art der Verständigung. Da muss man geduldig warten, bis sie sich an die ungewohnte Situation gewöhnt haben. Ja, und einige wenige sagen tatsächlich überhaupt nichts.

Janneke: Können Sie Tieren auch Befehle erteilen oder mit ihnen schimpfen?

R.M.: Nein. Ich kann sie auffordern, ein bestimmtes Verhalten zu unterlassen, aber die letzte Entscheidung liegt immer bei ihnen. Einmal wurde ich um Hilfe bei einem Pferd gebeten, das sich die Hufe nicht ausschneiden ließ. In dem Tiergespräch warnte ich den Wallach, dass er in absehbarer Zeit lahmen würde, und ich bat ihn, sich endlich die Hufe richten zu lassen. Er tat es wirklich. In einem anderen Fall klappte diese Methode der freundlichen Überredung jedoch überhaupt nicht.

Janneke: Können Sie uns Tipps geben, damit wir unsere Tiere besser verstehen und vielleicht auch mit ihnen reden können?

R.M.: Zunächst musst du dir immer bewusst sein, dass alles, was du laut oder leise oder auch nur in Gedanken zu deinem Tier sagst, bei ihm ankommt. Gleichzeitig kannst du aber damit rechnen, dass dich schon jetzt, ohne dass du es merkst, Gedanken und Gefühle deines Tieres erreichen; du legst sie nur als deine eigenen aus. Wenn du also das Verhalten eines Tieres nicht verstehst, dann schicke ihm in Gedanken einen Film von einer bestimmten Situation und frage es: "Warum tust du das?" [...] Du kannst dich auch darin üben, dich in dein Tier hineinzuverseten. [...] Und noch etwas solltest du regelmäßig tun: deinem Tier sagen, was du an ihm magst. Deine Zuneigung wird euren Gefühlen und Gedanken Flügel verleihen.


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